Bernsteinketten

10 Tage, 3 Länder und der Bernstein
Reiseeindrücke von Karola Eibl


Ostpreußen – ehemals Teil des Deutschen Reiches, jetzt Teil von Polen bzw. dem russischen Kaliningrader (Königsberg) Gebiet. Für mich - in diesem Zusammenhang Spätgeborene - fast ein weißer Fleck auf der Landkarte. Bei den Vorbereitungen fragte ich mich, ob ich denn wirklich den ganzen Erdkundeunterricht verschlafen habe oder ob dieses Gebiet praktisch nicht vorkam. Wahrscheinlich trifft beides zu.

Umso neugieriger war ich natürlich! Besonders freute ich mich auf Masuren, da ich Siegfried Lenz’ „So zärtlich war Suleyken“ schon in der Schulzeit (also doch!) gerne gelesen hatte und dieses Land und ganz besonders seine Menschen mal kennen lernen wollte. Und was soll ich sagen? Das Land ist wirklich traumhaft schön: Lange Lindenalleen, große Birken- und Kiefernwälder, mehr als 3000 Seen, Hunderte von Storchen, Milliarden von Mücken und immer Sonnenschein!


Die ostpreußischen „Mariellchen“ (Mädchen) und „Lorbasse“ (Jungs) mit ihrem typischen Dialekt gibt es natürlich nicht mehr, besiedelt ist das Land nun von Polen, die uns immer und überall mit einer ganz besonderen Herzlichkeit empfangen haben. Wir waren willkommene Gäste in ihrem Land und wir haben es genossen!

Himmelfahrt an der Decke der Kirche in Sorquitten


Auch die Kultur kam in dieser großartigen Natur zu ihrem Recht:
Danzig, Marienburg, Heilige Linde ... und einfach Klasse war die Darstellung der Himmelfahrt in Sorquitten, wo aus der Kirchendecke gerade noch die Füße zu sehen sind.






Wer wusste denn, dass im Kaliningrader Gebiet 90% des weltweiten Bernsteinvorkommens abgebaut werden? Wir jetzt schon und was noch viel toller ist: man kann Bernstein natürlich auch kaufen! An jeder Ecke. So gelangten zwischenzeitlich doch einige Prozent des verarbeiteten Bernsteins nach Oberbayern.


Kaliningrad (Königsberg) macht depressiv. Dass der Dom zwischenzeitlich wieder aufgebaut wurde, hilft über die Zerstörungen aus Krieg und Nachkriegszeit nicht hinweg. Die Baulücken wurden z.T. durch Plattenbauten gefüllt, die sich schon wieder in einem sehr schlechten Zustand befinden. An den Straßen ist wohl seit mehr als 50 Jahren nichts gemacht worden und die Lebensmöglichkeiten gerade der ärmeren Menschen sind sehr schlecht. Ganz im Gegensatz dazu stehen die Ferienvillen der Neureichen in den Seebädern Rauschen und Cranz. Der Graben zwischen arm und reich kann wohl größer kaum sein.


An der Kurischen Nehrung Ganz toll war dann wieder das Naturschutzgebiet „Kurische Nehrung“ mit seinen Wanderdünen und der weltweit ersten Vogelwarte in Rossitten. Auf der kurischen Nehrung verläuft die Grenze zu Litauen und wir kehrten nach Erledigung langwieriger Grenzformalitäten wieder in die EU zurück. Und was für ein Kontrast: Wir waren wirklich sprachlos, was die Litauer in den vergangenen knapp 15 Jahren geschafft haben. Die Seebäder der Ostsee stehen da wie „aus dem Ei gepellt“. Und nicht nur die: Die Städte Wilnius und Kaunas standen noch auf unserem Programm und auch hier wurden unsere Erwartungen weit übertroffen!



Fazit: Ostpreußen ist nicht nur eine Reise wert. Segeln oder Fischen an einem der masurischen Seen, Wandern an der Ostseeküste (besonders auf der kurischen Nehrung) und eine Erkundung des Baltikums ... wann geht’s los?

Karola Eibl



Die Reisegruppe in der Marienburg