Hassan XX. so hieß unser Reiseleiter, Vater Berber, Mutter Araberin, 52 Jahre und sehr sympathisch.
Er hat uns sehr viel über sein Land und die Menschen erzählt und ein großes Anliegen war ihm, zu zeigen,
wie friedlich die verschiedenen Volksgruppen in Marokko zusammenleben.
In 12 Tagen sind wir 2.400 km durchs Land gefahren mit Samir und einem sehr großen bequemen Bus. Nur einmal musste Samir vor einer
engen Kurve passen und umdrehen.
Es fing alles in Casablanca an, einer modernen Stadt am Meer mit 6 Millionen Einwohnern.
Es war Sonntag und wie es schien hatten sich bei Ebbe alle Einwohner versammelt, um am Strand Fußball zu spielen.
Hier stand auch die halb ins Meer gebaute riesengroße Moschee „Hassan II“, die einzige,
die wir auch von innen besichtigen durften, die Schuhe brav im Plastikbeutel.
Über Rabat gings weiter nach Fes, für mich der absolute Höhepunkt dieser Reise.
Die Medina, eine völlig andere, mittelalterliche Welt, Weltkulturerbe, 9.400 enge Gassen,
53.000 Kunsthandwerker. Wir wie öfter im Gänsemarsch mit „Lumpensammler“ falls einer verloren geht,
die Kunstschmiede, Gerber, Weber arbeiten wie vor hunderten von Jahren. „Wer reinkommt in die Medina von Fes zum ersten Mal ist
verloren, wer rauskommt ist wie neugeboren.“
Ganz andere Eindrücke hatten wir bei der Fahrt durch den mittleren und hohen Atlas.
Von Abkühlung aber keine Spur, es war heiß und die Temperatur sollte sich in Marrakech noch bis 49 Grad steigern.
Während langer Busfahrten erfuhren wir Beeindruckendes über den aktuellen König, der seine Macht ans Parlament abgab,
über das Zusammenleben der Volksgruppen und über die politische Lage in Marokko.
Dass für Mädchen und Jungens Schulpflicht herrscht,
konnten wir in Städten, Gebirge und Wüste beobachten. Überall konnten wir sie sehen zu Fuß, auf Moped oder auf dem Esel. Sie alle lernen
schon im ersten Schuljahr arabisch, im zweiten Schuljahr Französisch.
Inzwischen waren wir, eine sehr nette Reisegruppe von 25 Personen, in Erfoud am Rand der Sahara angekommen.
Dass die Sahara zu 70% aus Hammada = Steinwüste besteht war uns eher neu.
Nach einer denkwürdigen Übernachtung im Zelt
fuhren wir vorbei an smaragdgrünen Stauseen,
an aus Lehm gebauten Berberdörfern, gelegen an wunderbaren, palmenbestandenen Flussoasen,
an stolzen Kasbahs-Wohnburgen für ganze Berbergroßfamilien, Schluchten, Menschen, Gerüche, Rosenfest in Kelaa.
Hier durften wir tatsächlich mal eine Stunde allein rumschweifen, es hätte gern länger sein dürfen.
In Ait-Ben-Haddou, einem fantastischen alten Berberdorf, passierte beinah ein Unglück, als einer von uns auf schmalem Weg
von einem hoch bepackten Esel in den Abgrund gestoßen wurde. Aber nochmal Glück gehabt und die Krücken hatte er ja schon mit dabei.
Dann erreichten wir Marrakech. Im Reiseführer steht: ideales Klima, heiß und trocken. Das wars dann mit 49 Grad tatsächlich.
Ein bisschen hats der Entdeckerfreude Abbruch getan. Wir sind trotzdem „ausgebust“ und „eingesoukt“,
um mit Hassans Wort-Neuschöpfungen zu sprechen und haben uns im wunderbaren „Jardin Majorelle“ wieder erholt.
Diese Reise war unter all den schönen Reisen, die ich mit Michael und Rosita Gaertner gemacht habe, die Schönste.
Christa Brand
© Copyright der Fotos bei Christa Brand und den Gemeindereisen
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